Karlsruhe – eine Sage aus dem Badischen.
Karlsruhe, die neue Hauptstadt des Großherzogtums Baden, ist fächerförmig gebaut und nach allen Seiten von prächtigen Waldbäumen umgeben. Die Stadt verdankt ihren Ursprung folgender Begebenheit:
Markgraf Karl Wilhelm von Durlach-Baden wollte seine Hauptstadt vergrößern und durch gerade Straßen verschönern. Die Bewohner konnten aber weder durch Geld noch Bitten dazu bewogen werden, ihrem Landesherrn die nötigen Grundstücke abzutreten. Da ritt Karl unmutig auf die Jagd, um im grünen Walde seinen Ärger zu vergessen.
Nach langem Jagen setzte er sich ermüdet auf den Stumpf einer Eiche, grübelte über seinen Wohnsitz und schlief dabei ein. Nach langem Suchen fanden die Diener ihren Herrn und warteten in der Nähe auf sein Erwachen.
Als Karl die Augen aufschlug, rief er vergnügt: „So gut habe ich noch nie geschlafen! Hier will ich mein Schloss bauen und Karls Ruhe soll es heißen. Über diesem Baumstumpf will ich aber eine Kapelle errichten, worin ihr mich begraben sollt.“
Die Stelle wurde sogleich bezeichnet. Bäume wurden gefällt, Baupläne gemacht und nach kurzer Zeit erhob sich ein stattliches Schloss, um welches sich Bürger ansiedelten.
Auch die Kapelle ward errichtet. Diese wurde bei Vergrößerung der Stadt allerdings abgerissen. Aber eine steinerne Pyramide bezeichnet noch heute die Ruhestätte des edlen Markgrafen.
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Quelle:
Sagen und Mythen, herausgegeben von Josepha Schrakamp
Henry Holt and Company, New York, ca. 1893