Der edle, ritterliche Hohenstaufe, Friedrich Rothbart, lebte, noch bevor er Herzog von Schwaben geworden, auf einer väterlichen Burg in der anmutigen Wetterau. Er war damals erst dreiundzwanzig Jahre alt und in ihm ruhte die ganze herrliche Kraft eines künftigen Heldenlebens.
Einer seiner Burgmänner hatte eine Tochter, Gela mit Namen. Die Schönheit und Anmut der Jungfrau entzündeten in der Brust des Jünglings eine heftige Liebe, die bald sein ganzes Wesen erfüllte. Eines Tages begegnete er ihr im Bogengange, der von der Kapelle in den Burghof führte. Hingerissen vom unerwarteten Augenblick ergriff er ihre Hand und sagte, mit fast zitternder Stimme: „Schöne Gela, ich lieb´ Euch und kann es nicht länger verbergen.“
Die Jungfrau stand da, hocherrötend und verwirrt und schlug die Augen nieder. – „Zürnt nicht“, rief Friedrich und drückte ihre Hand an seine Lippe und entfernte sich eilig.
Von dieser Stunde an schien Gela den jungen Herzog zu vermeiden. Er wurde darob trübsinnig und fast menschenscheu. Alle, die um ihn waren, bemerkten die Veränderung, welche mit ihm vorging, aber keiner mochte die Ursache erraten. Die schöne Gela allein wusste recht gut Bescheid, aber das Geheimnis lag wohlverwahrt in ihrem Busen.
Eines Abends begegneten sich beide in einem einsamen Gehölz an der Kinz. Gela suchte Kräuter zu einem Trank für ihre kranke Schwester. Friedrich grüßte sie ehrerbietig – doch als sie auf dem schmalen Pfad an ihm vorüber ging und der Saum ihres Gewandes ihn berührte, da ward es Nacht vor seinen Blicken; mit einem dumpfen Ach taumelte er gegen einen Baum und hatte Mühe, sich an dem Stamm desselben aufrecht zu erhalten.
Gela wurde ergriffen von seinem Zustande und die Liebe war auch in ihrem Herzen. Sie ging huldreich auf ihn zu, reichte ihm die Hand und sagte:
„Morgen, eine Stunde vor Sonnenaufgang, findet Ihr mich in der Burgkapelle.“
Friedrich fand sich bald nach Mitternacht an dem bestimmten Ort ein, denn der Schlaf floh seinen Augen. Gela erschien, mit dem ersten Hahnenschrei. Sie zog ihn sanft auf eine Bank vor dem Altar nieder, setzte sich neben ihn und sagte:
„Ihr liebt mich und ich mag Euch nicht verbergen, dass ich Euch auch liebe, wenn ich schon nicht die Eurige werden kann, denn Ihr müsst euch eine Hausfrau wählen aus den Töchtern der Grafen oder Herzoge“ –
Friedrich wollte sie unterbrechen, aber sie legte ihm sanft die Hand auf den Mund und fuhr fort:
„Ich mag nichts haben außer dieser meiner Liebe, Ihr dürft euch damit nicht begnügen. Hört mich, die Stätte ist heilig und wenn ich fehle, so ist mir die Mutter des Erbarmes nah. Ich will Euch, wenn Ihr´s wünscht, jeden Tag, in eben dieser Stunde und an eben diesem Ort sehen – aber sonst nirgendwo ohne Zeugen. Unsere Liebe muss rein bleiben, denn ich möchte sie einst mit hinüber nehmen, wenn ich scheide.“
Der Jüngling schaute sie an, wie ein höheres Wesen und ihm war, als würde die Weihe eines neuen Lebens über ihn ausgegossen. Er hätte jetzt alle seine Ansprüche auf den Glanz der Erde für eine Hütte und ein Grabscheit hingegeben. Aber Gela ermannte ihn, dass er nicht untersank im Strom weicher Gefühle. Die Liebenden sahen sich täglich in der Kapelle; Friedrich ruhte, in stiller Seligkeit, an Gela´s Wange, an Gela´s Busen, doch stieg nie eine unreine Begierde auf in seinem Innern.
So verlebte er ein glückliches Jahr. Da zog Kaiser Konrad mit einem großen Heerhaufen ins gelobte Land und das Fräulein erinnerte den Jüngling, dass nun Zeit sei, der Ehre seine Schuld zu bezahlen. – Unsere Liebe ist ewig, rief der edle Hohenstaufe und bot ihr die Hand zum Abschied. Ewig, sagte Gela und sank an seine Brust.
Es ging nach Palästina und kehrte, mit Ruhm bedeckt, an die Ufer der Kinz zurück. Sein Vater war inzwischen gestorben und das Herzogtum Schwaben ihm zugefallen. Friedrich suchte seine Gela auf aber sie hatte den Schleier genommen und er fand nur einen Brief von ihr, des Inhalts:
„Du bis Herzog und musst Dir eine Gattin wählen. Ich habe ein glückliches Jahr gelebt und dies reicht aus für mein übriges Leben. Unsere Liebe ist ewig.“
Friedrich erkannte den hohen Sinn in den Worten seiner Geliebten und schwur ihrer Wert zu bleiben. Gela´s Brief trug er beständig auf seiner Brust und als er, nach einigen Jahren, sich verehelichte, da wählte er eine Gattin, von welcher er gewiss war, dass er sie nie lieben könne. An der Stelle, wo er seine Geliebte im Gehölz gefunden, legte er den Grundstein zu einer Stadt und nannte sie Gela´shausen und in diesem Namen bewahrt sich noch das Andenken an die treue Liebe des edlen Hohenstaufen.