Der Köhler

„Der Köhler“ ist eine weitere Sage um die Entstehung von Zähringen und umliegender Städte und Dörfer.

Die Sage: Der Köhler

Das ist die Sage, wie die kleine Freiburger Chronik solche meldet: Dass die Herzoge von Zähringen vor Zeiten Köhler gewesen sind, ihre Wohnung im Gebirge gehabt und allda Kohlen gebraunt haben.

Nun hat es sich begeben, dass ein solcher Köhler an einem bestimmten Orte im Wald Holz geschlagen, den Haufen mit Grund und Boden von dort bedeckt und solchen ausgebraunt hat. Als er nun die Kohlen wegräumte, fand er am Boden eine schwere geschmolzene Masse. So er sie genau besichtigt, ist es gutes Silber gewesen. Also hat der fürder immerdar an demselben Orte Kohlen gebraunt, wieder mit derselben Erde bedeckt und abermals Silber gefunden, woraus er abgenommen, dass es von dem Berge herkomme. Solches hat er auch bei sich behalten und einen großen Schatz Silber zusammengebracht.

Nun hat es sich in dieser Zeit begeben, dass ein Kaiser vom Throne gestürzt war, der auf den Berg in Breisgau, von ihm genannt der Kaiserstuhl, mit Weib und Kindern und all seinem Gesinde geflohen und daselbst viel Not gelitten mit den Seinigen. Da ließ er ausrufen: wer der wäre, der ihm helfe, dass er wieder zu seinem Reiche kommen möchte, dem wolle er eine Tochter zur Ehe geben und ihn zum Herzog machen.

Als nun der Köhler solches vernahm, fügte er sich mit etlichen Burden Silber zu dem Kaiser und begehrte an, dass er ihm die Tochter gebe und dazu die Gegend umher. So wolle er ihm einen solchen Schatz von Silber überliefern, dass er damit sein Reich wieder gewinne.

Der Kaiser willigte alsogleich darein, nahm den Köhler zum Sohne an und gab ihm die Tochter nebst dem Lande, so er begehrt hatte. Nun hob dieser erst recht an, Erz zu schmelzen, baute von dem Gute Schloss und Dorf Zähringen. Danach baute er die Stadt Freiburg und andere umliegende Städte und Schlösser mehr.

Da jedoch der Köhler also mächtig ward und an Gut, Ehre und Gewalt zunahm, erhob er ich gar sehr und wurde zu einem großen Tyrannen.

So geschah es dann, dass er seinem Koch gebot, ihm einen jungen Knaben zu braten und zuzurüsten, denn er wolle versuchen, wie gut das Menschenfleisch zu essen wäre. Das vollführte auch der Koch nach seines Herrn Willen. Als er aber den Knaben gebraten zu Tisch brachte und der Herr ihn also vor sich stehen sah, überfiel ihn Schrecken und Furcht und Reue und Leid. Ob so großer Sünde ließ er zwei Klöster bauen, das eine mit Namen St. Trudpert in Münstertal, das andere St. Peter auf dem Schwarzwalde.

Doch bald fiel er wieder ins alte Sündenleben und als ihn der Tod endlich aufs Sterbelager geworfen, befahl er noch einem Vertrauten, alle seine Schätze in einen Klumpen zusammenzuschmelzen, damit sich seine Erben darüber blutig schlagen möchten.

Für so viele Freveltaten blieb aber auch die Strafe nicht aus. Der Herzog wurde in einen Berg am Meere verbannt, wo er heutigen Tags für seine Sünden abbüßt.

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Quelle:
Badisches Sagenbuch, J. Waibel und H. Flamm
Druckerei Heinrich Epstein, Freiburg