Der alte Zieten ist eine Ballade von Theodor Fontane
Die Ballade: Der alte Zieten
J o a c h i m H a n s v o n Z i e t e n,
Husaren-General,
Dem Feind die Stirne bieten,
Tät er die Hundert Mal;
Sie haben´s All erfahren,
Wie er die Pelze wusch,
Mit seinen Leibhusaren,
D e r Z i e t e n aus dem Busch.
Hei, wie den Feind sie bläuten
Bei Hennersdorf und Prag,
Bei Liegnitz und bei Leuthen,
Und weiter Schlag auf Schlag;
Bei Torgau, Tag der Ehre,
Ritt selbst der Fritz nach Haus,
Doch Z i e t e n sprach: „ich kehre
Erst noch mein Schlachtfeld aus.“
Sie kamen nie alleine,
Der Z i e t e n und der F r i t z,
Der Donner war der Eine,
Der Andre war der Blitz;
Es wies sich Keiner träge,
Drum schlug´s auch immer ein,
Ob warm´, ob kalte Schläge,
Sie pflegten gut zu sein. –
Der Friede war geschlossen.
Doch Krieges Lust und Qual,
Die alten Schlachtgenossen
Durchlebtens noch einmal;
Wie Marschall D a u n gezaudert,
Und F r i t z und Z i e t e n nie,
Es ward jetzt durchgeplaudert
Bei Tisch, In Sansouci.
Einst mocht´ es ihm nicht schmecken,
Und sie´, der Zieten schließ;
ein Höfling will ihn wecken, –
Der König aber rief;
„Lasst schlafen mir den Alten,
Er hat in mancher Nacht
Für uns sich wach gehalten, –
Der hat genug gewacht.“ –
Und als die Zeit erfüllet
Des alten Helden war,
Lag einst, schlicht eingehüllet,
H a n s Z i e t e n, der Husar;
Wie selber er genommen
Die Feinde stets im Husch,
So war der Tod gekommen
Wie Zieten aus dem Busch.
Quelle: Balladen von Th. Fontane, Verlag von Wilhelm Herz, Berlin, 1861