In alter Zeit öffnete sich einst die Erde im Westen, woselbst sie ihren Mund hatte. Die Kussitahs kamen aus dieser Öffnung hervor und ließen sich dicht dabei nieder. Aber die Erde ward böse und aß die meisten ihrer Kinder auf. Die Kussitahs zogen daher weiter westlich. Einige derselben kehrten jedoch später zurück und ließen sich wieder an ihrem alten Platze nieder. Der größte Teil aber blieb in der Fremde, weil sie dies für das Beste hielten.
Aber ihre Kinder wurden trotzdem von der Erde verschlungen, so dass sie gegen den Aufgang der Sonne zogen. Sie kamen an einen schlammigen, dicken Fluss und schlugen dort ihre Zelte auf und blieben über Nacht.
Am andern Morgen zogen sie weiter und kamen nach einer Tagereise an einen roten, blutigen Fluss. Dort blieben sie zwei Jahre wohnen und aßen Fische; aber die Quellen waren zu seicht, so dass es ihnen auf die Dauer nicht gefiel. Sie zogen gegen das Ende des blutigen Flusses und hörten einen Lärm wie den des Donners. Sie gingen näher um nach der Ursache zu forschen. Zuerst bemerkten sie roten Rauch und dann einen Berg, welcher donnerte und von dem Berge ertönte es wie Gesang. Sie gingen noch näher und sahen ein großes Feuer, dessen Lodern jene Töne hervorbrachte. Sie nannten diesen Berg „König der Berge“. Er donnert noch heute und die Menschen fürchten sich vor demselben.
Hier fanden Sie ein Volk von drei verschiedenen Nationen. Sie hoben sich etwas von dem Feuer des Berges auf und lernten den Gebrauch der Kräuter und viele andere nützliche Dinge.
Aus dem Osten nahte sich ihnen ein weißes Feuer, das sie jedoch nicht brauchten.
Das Feuer, das aus Wahalle kam, brauchten sie ebenfalls nicht.
Endlich kam ein Feuer aus dem Norden, das rot und gelb war. Dies vermischten sie mit dem Feuer, das sie von dem Berge genommen hatten und dies ist das Feuer, das sie noch heute brauchen; es singt zuweilen.
Auf dem Berge stand ein Stange, die sich stets hin und her bewegte und lärmte. Niemand wusste, wie dieselbe zur Ruhe zu bringen sei. Endlich nahmen sie ein mutterloses Kind, schlugen es gegen die Stange und töteten es. Dann nahmen sie die Stange mit und hatten sie stets bei sich, wenn sie in den Krieg zogen. Sie war einem hölzernen Tomahawk, wie sie ihn jetzt gebrauchen, gleich und von demselben Holze. Auch fanden sie dort vier Kräuter oder Wurzeln, erstens Pasah, die Klapperschlangenwurzel; zweitens Mikowedmotschah, die Rotwurzel; drittens Sowatschko, welche dem wilden Fenchel ähnlich ist und viertens Eschalaputschki, den kleinen Tabak.
Diese Kräuter, besonders das erste und dritte, betrachten sie als ihre besten Arzneimittel und reinigen sich damit zur Zeit der Maisernte.
Bei diesem Feste, welches regelmäßig jedes Jahr abgehalten wird, opfern sie von den ersten Früchten.
Seitdem ihnen die Eigenschaften dieser Kräuter bekannt sind, zünden sich die Weiber zuweilen ein besonderes Feuer an und bleiben oft 3 – 7 Tage zum Zwecke der Reinigung bei. Wenn sie dies vernachlässigten, so würden die Kräuter kraftlos und die Frauen ungesund werden.
Zu dieser Zeit erhob sich ein hartnäckiger Streit, wer der Älteste sei und herrschen solle.
Sie waren vier Nationen und einigten sich zuletzt dahin, vier Stangen aufzurichten und sie mit Ton rot zu färben. Dieser Ton ist ursprünglich gelb, wird aber durch die Einwirkung des Feuers rot. Dann wollten sie in den Krieg ziehen und welche Nation ihre Stange zuerst mit den Skalpen der Feinde behangen habe, sollte als die älteste erklärt werden.
Die Kussitahs hatten ihre Stange zuerst voll und die Skalpe hingen so dicht, dass man die Stange selbst nicht sehen konnte. Diese Nation wurde daher als die älteste betrachtet.
Die Tschikasahs waren die nächsten, die ihre Stange bedeckten; dann kamen die Atilamas, die Obikahs aber füllten ihre Stange nicht höher als bis zum Knie reichend.
Zu dieser Zeit erschien daselbst ein großer Vogel von blauer Farbe und mit langem Schwanze. Er war schneller als ein Adler und erschien jeden Tag und fraß die Leute auf. Da machten sie ein Bildnis in Gestalt einer Frau und stellten es hin, so dass es der Vogel sehen konnte. Das Tier kam kurz danach und trug es fort; brachte es jedoch nach einiger Zeit wieder zurück. Sie ließen die Frau allein und warteten, bis sie niederkommen würde. Nach geraumer Zeit gebar die Frau eine rote Ratte und die Leute glaubten, der Vogel sei ihr Vater.
Darauf beratschlagten sie mit der Ratte, wie ihr Vater umzubringen sei. Der Vogel hatte Bogen und Pfeile und die Ratte nagte die Bogensehne durch, so dass er sich nicht verteidigen konnte. Die Leute töteten ihn danach und nannten ihn „König der Vögel“. Sie glaubten, der Adler sei ebenfalls ein großer König und tragen seine Federn, wenn sie in den Krieg ziehen oder Frieden machen; die roten bedeuten Krieg und die weißen Frieden. Wenn sich ein Feind mit weißen Federn und weißem Munde nähert und wie ein Adler schreit, wagen sie es nicht, ihn zu töten.
Danach verließen sie ihr Lager und kamen an einen weißen Fußpfad. Alles, selbst das Gras, war weiß und sie sahen die Leute deutlich, die dort gewesen waren. Sie kreuzten den Pfad und schliefen nahe dabei. Späterhin gingen sie zurück, um zu sehen, was für ein Pfad dies eigentlich wäre und was für Leute dort gewohnt hätten und glaubten, es sei besser für sie, wenn sie diesem Wege folgten. Sie taten so und kamen an die Bucht Kalassihurtschi, die felsig war und rauchte.
Sie zogen weiter gegen Sonnenaufgang und kamen zu einem Volke und einer Stadt, die Kusah hieß. Dort blieben sie vier Jahre. Die Kusahs beklagten sich, dass sie von einem wilden Tiere, das in den Felsen wohne, verfolgt würden; sie nannten es Menschenfresser oder Löwe.
Die Kussitahs sagten, dass sie das Tier töten wollten. Sie gruben ein großes Loch und legten ein Netz darüber, das aus der Rinde eines Walnussbaumes gemacht war. Dann legten sie eine Masse Zweige kreuzweise auf die Erde, so dass ihnen der Löwe nicht folgen konnte und dann gingen sie hin, wo der Löwe lag und warfen eine Rassel in seine Höhle, Der Löwe sprang in großer Wut auf und verfolgte sie durch die Zweige. Da dachten sie, es sei besser, Einer stürbe, als dass sie alle umkämen und nahmen ein mutterloses Kind und warfen es vor den Löwen, als er an die Grube kam. Der Löwe sprang darauf los und fiel in die Grube. Sie zogen das Netz darüber und töteten ihn mit brennendem Fichtenholz. Seine Knochen aber haben sie bis auf den heutigen Tag aufbewahrt. Auf der einen Seite sind sie rot und auf der anderen blau. Der Löwe kam gewöhnlich jeden siebenten Tag und fraß die Leute. Sie blieben daher noch sieben Tage dort und wenn sie in den Krieg ziehen, so fasten sie zur Erinnerung an ihn sechs Tage und ziehen am siebenten aus Wenn sie seine Knochen mitnehmen, so sind sie siegreich.
Nach vier Jahren verließen sie die Kusahs und kamen an einen Fluss, den sie Kalassihutschi nannten. Dort blieben sie zwei Jahre und da sie kein Korn hatten, so aßen sie Wurzeln und Fische und machten sich Bogen. Ihre Pfeilspitzen machten sie aus Biberzähnen und Feuersteinen und anstatt der Messer gebrauchten sie gespaltene Stöcke.
Dann verließen sie diesen Ort und kamen an eine Bucht, Wattulahakahutschi genannt, was „Schreibucht“ heißt, da es dort eine große Anzahl lärmender Kraniche gab. Dort schließen sie eine Nacht.
Am nächsten Tage kamen sie an einen Fluss, den sie Asuhja-Fiskah nannten.
Am folgenden Tage überschritten sie ihn und kamen an einen hohen Berg, wo die Leute wohnten, von denen sie glaubten, dass sie den weißen Pfad gemacht hätten. Sie machten sich daher weiße Pfeile und schossen sie ab, um zu sehen, ob es gute Leute seien. Aber diese Leute hoben die weißen Pfeile auf, färbten sie rot und schossen sie zurück. Als sie diese ihrem Häuptling zeigten, sagte er, dies sei kein gutes Zeichen. Hätten sie die Pfeile weiß zurückgeschossen, so hätten sie getrost hingehen und Nahrung für ihre Kinder holen können. So aber sollten sie nicht gehen. Trotzdem gingen aber Einige doch hin und fanden die Häuser verlassen. Sie sahen auch einen Pfad, der in den Fluss führte und da sie auf dem andern Ufer keine Spur fanden, so glaubten sie, die fremden Leute wären in den Fluss gegangen und würden nicht mehr zurückkommen.
An diesem Platze ist ein Berg, Moterell genannt, der tönt, als ob eine Trommel geschlagen würde; sie glaubten, jene Leute wohnten darin. Sie hören dieses Getön auf allen Seiten, wenn sie in den Krieg ziehen.
Sie gingen den Fluss entlang, bis sie an einen Wasserfall kamen, wo sie große Felsen sahen. Auf den Felsen lagen Bogen und sie glaubten, die Leute, die den weißen Pfad gemacht, wären dort gewesen.
Auf ihren Reisen haben sie immer zwei Spione, welche vorausgehen. Dieselben bestiegen einen hohen Berg und sahen eine Stadt. Sie schossen weiße Pfeile hinein, aber die Leute schossen rote zurück.
Da wurden die Kussitahs böse und beschlossen, die Stadt anzugreifen. Jeder sollte ein Haus haben, nachdem sie erobert sei.
Sie warfen Steine in den Fluss und gingen hinüber und nahmen die Stadt. Die Leute hatten flache Köpfe. Sie töteten sie alle bis auf zwei. Während sie diese verfolgten, fanden sie einen weißen Hund, den sie erschlugen. Sie erfolgten die zwei und kamen wieder an den weißen Pfad und sahen den Rauch einer Stadt und glaubten, dort müssten die Leute wohnen, die sie suchten. Die ist der Platz, wo jetzt der Stamm der Polotschukolas wohnt, aus dem Tomochichi stammte.
Die Kussitahs blieben blutdürstig, aber die Polatschukolas gaben ihnen zum Zeichen der Freundschaft ein schwarzes Getränk und sprachen: „Unsere Herzen sind weiß und die eurigen müssen auch weiß sein. Ihr müsst den blutigen Tomahawk niederlegen!“
Aber sie entschieden sich für den Tomahawk. Doch die Polatschukolas erhielten ihn durch Überredung und vergruben ihn unter ihren Betten. Dann gaben ihnen die Polatschukolas weiße Federn und wünschten, einen gemeinschaftlichen Häuptling zu haben. Seit jener Zeit wohnen sie immer beisammen.
Einige ließen sich auf diesem, andere auf dem jenseitigen Ufer nieder. Diese auf dieser Seite werden Kussitahs, die auf der anderen Seie Kanitahs genannt. Doch sind sie ein Volk und bewohnen die hauptsächlichen Städte der oberen und unteren Krihks. Die Kussitah aber können, wenn sie roten Rauch oder rotes Feuer sehen, ihre Herzen, welche auf der einen Seite rot und auf der anderen weis sind, nicht vergessen, Sie wissen, dass der weiße Pfad der beste für sie war. Tomochichi, obgleich ein Fremder, hat ihnen doch nur Wohltaten erwiesen. Er reise mit Oglethorpe zum gorßen König und lauschte seiner Unterhaltung. Er erzählte alles wieder, die Leute hörten es und glaubten daran.