Vor uralten Zeiten ging einmal ein Mann am lieben Sonntagmorgen in den Wald und haute Holz ab, eine großmächtige Welle. Er band sie, steckte seinen Stock hinein, hockte die Welle auf und trug sie nach Hause.
Da begegnete ihm unterwegs ein hübscher Mann in Sonntagskleidern, der wollte wohl in die Kirche gehen. Der Mann blieb stehen, redete den Wellenträger an und sagte: „Weißt du nicht, dass auf Erden Sonntag ist und dass an diesem Tage der liebe Gott ruhte, als er die Welt und alle Tiere und Menschen erschaffen hatte?“ – Der Fragende aber war der liebe Gott selbst. Jener Holzhauer aber war ganz verstockt und antwortete: „Sonntag auf Erden oder Montag im Himmel, was geht das mich an, was geht das dich an?“ So sollst du deine Reisigwelle tragen ewiglich!“ sprach der liebe Gott. „Und weil der Sonntag auf Erden dir gar so unwert ist, so sollst du fürder ewigen Montag haben und im Monde stehen zur Warnung für alle, die den Sonntag mit Arbeit schänden!“
Von der Zeit an steht im Monde immer noch der Mann mit dem Holzbündel und wird auch wohl da stehen bleiben bis ans Ende der Welt.
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„Das Märchen vom Mann im Monde“ ist ein Märchen von Ludwig Bechstein